Wertvolle Scheisse

Diese Komposttoilette wurde vor kurzem als Bestandteil der Beatenberger Kohlenwege aufgestellt. Sie funktioniert ohne Wasser, aber mit Pflanzenkohle. Pflanzenkohle hat viele Vorteile: Sie macht die Exkremente geruchlos. Sie bindet die Stoffe und hilft, sie in wertvollen Humus umzuwandeln. Die Pflanzenkohle besteht aus Kohlenstoff. Wenn dieser im Humus in den Boden eingebracht wird, ist das ein wertvoller Beitrag für unser Klima, denn sonst würde sich der Kohlenstoff in CO2 umwandeln. Pflanzenkohle kann in einem Pyrolyseofen, einer Erdgrube oder einem Kontiki selbst hergestellt werden. Wichtig ist, dass nur unbehandeltes Holz verwendet wird, der Verbrennungsprozess sauber abläuft und die Glut am Ende gut mit Wasser gelöscht wird.

Wenn alle Klos durch Komposttoiletten ersetzt würden, müsste kein Trinkwasser mehr verunreinigt und in Kläranlagen mühsam aufbereitet werden, und es würden keine ungeklärten Abwässer aus Toiletten mehr in die Gewässer fliessen.

 

Kack-Verbotstafeln an Stränden bräuchte es nicht mehr.

Outdoor-Toiletten dürfen weiterhin nett ausschauen, müssen aber nicht mehr schlecht riechen.

Neben der Nutzung der Pflanzenkohle gibt es eine weiteres Verfahren, körperliche Ausscheidungen in wertvolle Stoffe umzuwandeln. Eine neue Kläranlage in Mannheim schafft es aus Exkrementen „Gold“ zu machen.

Und so können wir die  Chemietoiletten getrost bachab schicken (Toi-Toi ahoi von Martin Schmid)

 

 

Das Wilde Heer

Die Geschichte der Menschheit als eine der Kriege? Nein! Kriege gehören nicht zur menschlichen Natur. Es gibt sie erst im letzten Prozent der Geschichte. Die 99 Prozent davor lebten die Menschen ohne Kriege.*

Als 1949 geborener hörte ich meine Eltern oft vom Krieg erzählen und in den ersten Geschichtsstunden ging es primär um Schlachten. Als junger Mann sah ich mich dann in der militärischen Ausbildung der Doktrin ausgesetzt, dass der Feind aus dem Osten kommt. Doch als Pazifist habe ich dem aber immer weniger geglaubt. Bis vor kurzem.

Russlands Angriff auf die Ukraine ist nur die jüngste Aggression aus dem Osten, mit welchen sich der europäische Kontinent seit tausenden von Jahren konfrontiert sieht. Wie ähnliche Erzählungen vielerorts in Europa zeugt auch die Beatenberger Sage vom Wilden Heer von der kollektiven Tiefenerinnerung an Überfälle durch marodierende Horden.

Ein erster Schub war das Eindringen der ersten Bauern aus Anatolien vor 8’500 Jahren. Während diese noch zu Fuss unterwegs waren, kamen vor 6000 Jahren Nomaden aus dem vorderasiatischen Steppen mit Ochsenkarren. In den nachfolgenden Wellen waren dies, Männern-Banden dann beritten und mit metallenen Waffen ausgerüstet. Fast noch todbringender als Pferd und Schwert war ein unsichtbares Mitbringsel – mikroskopische Krankheitserreger, gegen welche die lokale Bevölkerung keinen Abwehrschutz hatte.

Der Ursache der Migration nach Europa waren Nahrungsmangel aufgrund von Überbevölkerung im Herkunftsgebiet; im Fall der Steppennomaden Frauenmangel. Das beweisen archäologische Funde von Gräbern der Getöteten, wo junge Frauen fehlen. Es mutet fast ein bisschen zynisch an, dass der europäische Kontinent den Namen einer entführten Frau, der griechischen Göttin Europa trägt.

Es brauchte wenige Jahrtausende, bis es auch auf dem europäischen Kontinent eng wurde. Da auf dem Landweg keine Abwanderung in ressourcenreichere, bevölkerungsärmere Regionen mehr möglich war, kamen nun Schiffe zum Einsatz. Die koloniale Unterwerfung Amerikas erfolgte wieder nach demselben Muster, die apokalyptischen Reiter kamen aus dem Osten, waren dank ihrer Waffen der indigenen Bevölkerung weit überlegen und brachten auch hier wieder tödliche Mikroben mit.

Hörausschnitt aus dem Audiowalk der Beatenberger Kohlenwege:  Tonaufnahme_Wildes Heer

* „Die Evolution der Gewalt“, Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik, dtv 2024

Der magische Kessel

Bei den Kelten, die Europa vor 2000 Jahren bevölkerten, war der Kupferkessel nicht nur ein Kochtopf, sondern das heilige Gefäß schlechthin. Er diente in Kulten und Zeremonien. So konnte man mithilfe des Kessels mit Toten und übernatürlichen Kräften Kontakt aufnehmen. Als „Kessel der Heilung“ wurde er im Zuge der Christianisierung zum  „Hexenkessel“ verbannt. Dann aber erlebte er im Comics von Asterix und Obelix eine Wiederkehr als magischer Kessel .

Im sennischen Brauchtum der Alpen ist der Kupferkessel ein sorgsam gehegtes Gut. Viele Alpensagen ranken sich um ihn. Er gehört zur magischen Ausrüstung wie der Holztrichter für den Alpsegen und die grossen Kuhglocken im Säntisgebiet, die nicht einfach nur Zierde und Signalgeber sind, sondern auch den Bann unterstützen, der Senn, Vieh und Stall vor den schrecklichen Kräften schützt.

Genützt wird der Kupferkessel zur Herstellung von Käse. Eine Hommage auf dieses Nahrungsmittel findet sich auf dem Audio-Guide der Beatenberger Kohlenwege. Hier der Ausschnitt:

Jägerstollen

„Wenn wir nachts durch die hellerleuchteten Gassen und Lauben gehen, können wir uns kaum vorstellen, wie finster die Stadt früher einmal war. Höchstens das Finstergässchen erinnert ein wenig an die alten Zeiten, als der Berner Rat sich häufig mit den Folgen der nächtlichen Dunkelheit befassen musste. Leute stolperten und stürzten, es gab zahlreiche Arm- und Beinbrüche und Raubüberfälle von fremdem Gesindel. Wer nach 9 Uhr abends die Gassen ohne Laterne betrat, erhielt eine Gefängnisstrafe, und noch im 18. Jahrhundert mussten sich die vornehmen Damen abends von ihren Dienstmädchen begleiten lassen, die ihnen mit sogenannten Visitenlaternen den Weg durch die dunklen Lauben zündeten.“

Diese und untenstehende Andekdote erzählen aus der Zeit, als Bern als erste Stadt in der Schweiz eine Gasbeleuchtung erhielt. Im Oktagon unterhalb des Bundeshauses nahm 1843 die Gasfabrik den Betrieb auf. Für die Produktion wurde einheimische Kohle aus Beatenberg verwendet. Eine der ehemaligen Gaslampen kann heute noch auf der kleinen Schanze in der nähe des Bundeshauses besichtigt werden. Einige der ehemaligen Kohlenstollen in Beatenberg sind zugänglich; so kann beispielsweise vom Niederhorn aus der sogenannte Jägerstollen in einer schönen Wanderung erreicht werden. Der Ort erinnert an jene, die dort täglich geschuftet haben, die einen im Stollen als Hauer, und die anderen als Fergger, welche die aus den engen Stollen gewonnene Kohle auf Holzschlitten auf dem „Kohlenschleif“ zur Beatenbucht brachten, wo sie auf Nauen verladen und über den Thunersee und weiter auf der Aare nach Bern transportiert wurden.

„Eine honette Weissnäherin, deren holde Gesichtszüge merkbare Kennzeichen von den Einwirkungen des Zeitgeistes tragen, wurde gefragt, wie ihr die Gasbeleuchtung gefalle. Sie antwortete lächelnd: „Die Beleuchtung ist sehr schön, aber sie macht zu hell in den Lauben“.

Carbon Mountain

Willkommen zu den Beatenberger Kohlenwegen, auch bekannt als Carbon Mountain. Tauchen Sie ein in eine faszinierende Mischung aus Mythen, Geschichte und atemberaubenden Landschaften, die Ihnen eine unvergessliche Erfahrung bieten wird.

Beginnen Sie Ihre Reise am majestätischen Niederhorn, einem der berühmten Drachenberge der Schweiz. Diese Berge zeichnen sich durch ihre sanft ansteigenden und steil abfallenden Hänge sowie flachen Rücken aus. Erleben Sie die Legenden, die diese Landschaft inspiriert haben, wie die des heiligen Beatus, der hier den Drachen besiegt haben soll. Geniessen Sie die atemberaubende Aussicht und lassen Sie sich von der mystischen Atmosphäre verzaubern.

Erkunden Sie die Geschichte des Kohleabbaus am Niederhorn. In früheren Zeiten wurde hier Kohle abgebaut und über den Kohlenschleif in Holzschlitten zum See transportiert, um dann per Schiff nach Bern gebracht zu werden. Dort diente sie als Brennstoff für die erste Gasbeleuchtung der Stadt. Wandern Sie entlang der alten Transportwege und erleben Sie die Spuren dieser industriellen Vergangenheit hautnah.

Besuchen Sie die Beatushöhlen, benannt nach dem heiligen Beatus, der hier vor vielen Jahrhunderten lebte. Doch die Geschichte dieser Höhlen reicht noch viel weiter zurück: Bereits vor 12.000 Jahren besiedelten die ersten Menschen diese Halbhöhlen und die milden Ufer des Thunersees. Entdecken Sie die Überreste dieser frühen Siedlungen* und lassen Sie sich in eine längst vergangene Zeit entführen.

Feuer spielt in Beatenberg eine zentrale Rolle. Der Drache, als Feuerwesen, mag ein Grund dafür sein, dass es hier zahlreiche Feuerstellen gibt. Die erste Feuerstelle der Menschheitsgeschichte könnte bei den Beatushöhlen gewesen sein. Feuer war für die frühen Menschen lebenswichtig und prägte ihre Entwicklung. An verschiedenen Stellen können Sie diese uralte Tradition nacherleben und verstehen, wie das Feuer die menschliche Zivilisation geprägt hat.

Die Geschichte der Menschheit ist mehrere Millionen Jahre alt. Moderne archäologische Methoden und Paläogenetik haben gezeigt, dass frühe Menschen egalitär organisiert waren, gut kooperierten und ein gutes Leben führten. Diese Erkenntnisse bieten faszinierende Einblicke in die Entwicklung unseres sozialen Wesens und machen deutlich, wie tief verwurzelt Kooperation und Gemeinschaft in unserer Natur sind.

Schon bei den frühen Menschen spielte Kohle eine wichtige Rolle. Sie wurde genutzt, um schlechte Gerüche zu beseitigen, Verdauungsprobleme zu lindern und Höhlenmalereien anzufertigen. Heute leistet Pflanzenkohle einen wertvollen Beitrag in der Landwirtschaft und hilft, CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren. Entdecken Sie, wie dieses uralte Material bis heute eine wichtige Rolle spielt und welche modernen Anwendungen es gibt.

*Dieser Beitrag wurde von ChatGPT erstellt. Die Einladung zum Entdecken der Überreste geht allerdings nicht und ist ein Aufruf zu einer unerlaubten Handlung. Die einzigen, die diese Überreste ausgraben dürfen ist der archäologische Dienst des Kantons Bern. Und dieser unternimmt nur Grabungen, wenn archäologische Objekte bedroht sind. „Es ist am besten, wenn die Objekte im Boden bleiben. Eine Grabung, so gut sie auch dokumentiert ist, bedeutet letztendlich immer, dass die Substanz zerstört wird“, sagt Jeannette Kraese vom Archäologischen Dienst.

Das Bild oben zeigt den ehemaligen Zugangsweg zu den archäologischen Ausgrabungsstellen bei den Beatushöhlen

Die ersten Menschen von Beatenberg

Beatenberg ist mit seinen 7 km Länge nicht nur das «längste Dorf Europas», sondern mit einer Höhendifferenz von 1400 m zwischen Thunersee und Niederhorn auch ein ziemlich hohes. Und zählt man die Unterwelt dazu zählt, wahrscheinlich eines der durchlöchertsten.

Da ist einerseits das zweitgrösste Höhlensystem der Schweiz im Karstgebiet Beatenberg-Siebenhengste-Hohgant. Und unterhalb des Niederhorns finden sich die Stollen des ehemaligen Kohlenabbaus. Ausserdem gibt es insgesamt drei militärische Bunkeranlagen. Diese sind gut getarnt, während das grösste Loch, der riesige Krater des Balmholz-Steinbruches, nicht zu übersehen ist. Am bekanntesten sind aber die Beatushöhlen, ein Verbund von Tropfsteinhöhlen am Thunersee, die auf 1 km ins Innere begehbar sind.

Die Höhle, wie auch das Dorf, haben den Namen vom Heiligen Beatus, welcher der Legende nach einen Drachen aus der Höhle verscheucht hat, um selbst drinnen zu hausen. Nun ist der Beatus bei weitem nicht der erste, der einen Kampf gegen das Fabeltier ausfocht. Der Heilige Gregor ist nur einer der vielen Vorgänger; schon in der babylonischen Mythologie besiegt der Gottkönig Marduk einen Drachen. Es handelt sich bei der Beatusgeschichte also um ein «Palimpsest». So nannte man im Mittelalter ein wiederbenütztes Pergament, wo die alte Tinte abgeschabt und das Pergament neu beschrieben wurde und moderne Techniken es heute ermöglichen, den ursprünglichen Text sichtbar zu machen.

Neben dem Eingang zur Beatushöhlen befindet sich auch eine Halbhöhle.Die Chance ist gross, dass wenn man die Bodenschichten der Höhle abschaben würde, Spuren früherer Besiedlungen zum Vorschein kämen. Solche Halbhöhlen waren bevorzugte Wohnlage jener Menschen, die sich nach dem Rückzug der Gletscher beim ausgehenden Eiszeitalter in den Alpentälern ansiedelten. Bei Ausgrabungen im Muotatal beispielsweise stiess ein Forschungsteam in einer solchen Halbhöhle auf 12’000 Jahre alte Spuren menschlicher Besiedelung. Archäologen sind überzeugt, dass auch die Halbhöhlen bei der Balmfluh am Thunersee in diesem Zeitraum Menschen beherbergten und dass man deren Spuren finden würde, wenn man tief genug gräbt.

Wenn wir in der Zeitdimension tief genug graben, und die Menschheitsgeschichte bis zum Beginn vor ein paar Millionen Jahren zurückverfolgen, erscheint auf der „paläogenetischen Pergamentrolle“ ein Bild unserer Urahnen, das nach einer Korrektur der hergebrachten Vorstellung ruft. Mit den Kohlewelten erkunden wir nicht nur die Geschichte der Kohle und der Menschen, sondern damit eng verbunden auch eine Geschichte des Klimas.

 

Lucy in the Sky

Nach dem Frühstück am Lagerfeuer beklagte sich Luzia über Magenbeschwerden. Ein Glück, dass wir am Vorabend beim Kochen mit dem Pyrolyse-Brenner Pflanzenkohle hergestellt haben. So bot sich die Möglichkeit, die Wirkung der Kohle gleich auszuprobieren. Luzia nahm ein paar Kohlenstücke zu sich und zog sich unter ihre Plane zurück. Als Christian ihr einen Besuch abstattete, fand er eine Luzia mit kohleschwarzen Lippen. «Es wirkt», sagte Luzia lachend.

So ähnlich muss es Lucy ergangen sein, als sie vor 3,2 Millionen Jahren in Ostafrika eine Magenverstimmung mit Kohle behandelte – ein Trick, den sie bei Primaten abgeschaut hat. Lucy erhielt ihren Namen von den Archäologen, die sie in Ägypten gefunden haben und sie nach dem Beatles-Songs «Lucy in the Sky with Diamonds» so tauften. Die Forscher konnten damals nicht ahnen, dass der Kohlenstoff – aus dem Diamanten ja auch sind – dereinst in Form der Pflanzenkohle eine wichtige Rolle einnehmen wird.

Die pyrolytische Vergasung von Pflanzenmasse und das Einbringen der dabei entstehenden Pflanzenkohle in den Boden holt CO2 aus der Atmosphäre und bindet es. Und wenn sie mit Kompost zu Terra Preta verarbeitet wird, trägt sie darüber hinaus zum Wiederaufbau verlorenem Humus bei.

Geschichten der Landschaft

Wenn Andreas Sommer eine Sage erzählt, wird die Landschaft lebendig. Man sieht den Zwerg förmlich auf dem Ast des Kirschbaums sitzen und der Baumstrunk am Wegrand verwandelt sich in eine knorrige Sagengestalt. Brigitte Hirsig entführt mit Ihren Geschichten in eine Zauberwelt. Wenn sie erzählt ist es, als ob sich ein Vorhang lüftet und hinter der von Wäldern und Felsen geprägten Landschaft das Reich des Unsichtbaren durchschimmert. „Der Zwergenbaum“, „Vreni und die Kräuter“, „Pechvogel“, „Fischer vom Wendelsee“, „Bienenfrau“. So und noch anders heissen die Geschichten, Märchen und Sagen, die wir für unseren Themenweg „via sapiens“ aufgenommen haben. Diese Geschichten werden den 17 Stationen des Themenweges zugeordnet und können unterwegs oder an einem gemütlichen Platz gehört werden.

„Wir beginnen zu erkennen, dass das Geschichtenerzählen eine ursprüngliche Form des menschlichen Sprechens ist. Ein Diskursmodus, der die Gemeinschaft der Menschen stets aufs neue mit dem Land vermählt.“

David Abram, „Im Bann der sinnlichen Natur“.

Früchte – alle mögen sie

In dieser Blogserie finden sich Geschichten rund um die Umsetzung des Themenweges „Via Sapiens“ nach den 17 Kapiteln des Buches „Urmensch-Feuer-Kochen“

Zur Zeit, da das wilde Völklein in den Flühen und auf den Alpen Burgfeld und Gemmenalp noch sesshaft war, stund in einer Matte im Spirenwald ein alter, grosser Kirschbaum. Derselbe war ausserordentlich fruchtbar und trug alle Jahre, selbst in Fehljahren, die schönsten Kirschen. Man nannte ihn nur den Zwergenbaum, denn wie es heisst, war ein Bergmännlein mit der Bauernfamilie, der der Baum gehörte, eng befreundet und kam oft von den Bergen herunter zu ihr „z’Abesitz“. Am häufigsten fand es sich ein, wenn die Kirschen reif waren. Da ging es allemal nach dem Abendsitz zu jenem Kirschbaum, setzte sich auf den untersten Ast – immer auf den gleichen – ass da nach Herzenslust und trug alle an dem Aste noch übrigen Kirschen heim ins Gebirge. Merkwürdigerweise war der Ast jeden Morgen wieder „trübelt voll“. Die Leute, zu denen das Bergmännlein kam, wunderten sich, warum dasselbe nie etwas von seinem Kirschengewinnen sage. Eines Abends durchsägte der Eigentümer des Baumes teilweise den Ast. Und richtig, in derselben Nacht stürzte der Zwerg mit dem Ast zu Boden. Darauf trat das Bergmännlein vor das Fenster des Hauses besagter Familie und rief: Heute hierhar und nimmermehr dar! Von da an habe es sich nie wieder sehen lassen. Auch sei der Baum noch lange Zeit hernach gestanden, aber habe fortan keine einzige Kirsche mehr getragen.

Die Australopeciden lebten vor 4‘000‘000 in Afrika 

Von uns Früchten und Nüssen genossen sie das Fruchtfleisch

Inzwischen ging die Zeit vorbei und jener Kirschbaum steht längst nicht mehr in Beatenberg. Irgendwo lebt das Bergmännlein aber vielleicht immer noch und wartet darauf, dass wieder Menschen kommen, die einen neuen Kirschbaum pflanzen.

Seit kurzem steht nun ein neuer, junger Kirschbaum unterhalb des Hotels Beausite/Fassbind. Mit dem kürzlichen Zuzug der neuen Hotelbetreiber, der Familie Fassbind aus Zug, kamen weltbekannte Freunde der Kirsche nach Beatenberg.

Vor 820 Jahren  zogen die Vazpind, die – wie der Name „Fass-Binder“ sagt – den Beruf der Küfer ausübten – aus Holland an den Zugersee. Dort entwickelte sich in dieser Zeit die Kirschbaumkultur. Gemäss der Chronik haben die Fassbind  viele Auszeichnungen gewonnen: Ob in Italien wo 1860 König Vittorio Emanuele II bei der Medaillen Verleihung zum Ausspruch «La vita è più bella con il Kirsch Fassbind», hingerissen wird oder an der Weltausstellung in London 1862 an der Königin Victoria sehr trocken bemerkt «Very fruity this Fassbind Kirsch, is it not?» und in Österreich um 1873, wo Kaiser Franz Josef l begeistert in die Menge ruft «Fesch ist er, der Fassbind Kirsch», dem russischen Zar Nikolaus ll fehlen bei so viel Genuss gar die Worte, so dass er kurzerhand Fassbind zu seinem Hausbrand macht.

Wer weiss, vielleicht hört man auch in Beatenberg bald wieder Sätze wie: «La vita è più bella con il Kirsch Fassbind». Mit dem Spatenstich wurde jedenfalls ein erster Schritt gemacht. Der Platz in der Waldegg bietet den nötigen sonnigen Standort. Und mit Hilfe von Pflanzenkohlen-Substrat und Terra Preta ist auch für den von der Kirsche geliebten, nährstoffreichen, durchlässigen und feuchten Boden gesorgt.

Beitrag Jungfrauzeitung

 

Symposion

Der Begriff Symposium stammt vom griechischen Wort Symposion, das sinngemäss steht für gemeinsames, geselliges Trinken. „Der erste Schluck Wein aus einer die Runde machenden Schale wurde zu Ehren des guten Geistes, des Diamon getrunken. Anschließend wurden nur für das Symposion bestimmte Lieder gesungen. Man scheint sich überwiegend der geistigen Unterhaltung gewidmet zu haben: Man improvisierte Reden zu einem bestimmten Thema, löste Rätsel, die man sich gegenseitig aufgab, oder entschied sich für das beliebte Spiel, treffende Vergleiche zu finden“  Wikipedia

In dieser Tradition legte c-werk den Anlass vom 2. – 4. September in Beatenberg an; einen internationalen Pflanzenkohlenkongress mit dem nun schon zum zweiten Mal stattfindenden Kohlenfestival zusammenzulegen

Ist das gelungen? Diese Stimmen geben eine Antwort

Einer der Höhepunkte des Symposiums war der Vortrag von Hans-Peter Schmidt: Zurück in den Stollen

Yara Frank hat mit ihrer Kamera die Atmosphäre auf dem Festivalgelände eingefangen und einen Trailer zusammengestellt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zwerg im Kirschbaum

Kirschen – wenn diese süssen Früchte reif am Baum hängen, dann ist der Sommer da. Was für ein Abenteuer für uns Kinder, beim Eindunkeln – damit der Bauer uns nicht sieht – in den Kirschbaum zu steigen und zu stibitzen. Die Mutter hat das natürlich immer gemerkt, unsere blauen Zungen waren unübersehbar. Es gab zwar auch die wilden Kirschbäume, da wäre das Naschen erlaubt gewesen, doch deren Früchte waren zu sauer. Aber als Schmuck über die Ohren gehängt, waren sie ebenso gut zu gebrauchen wie die vom Baum des Bauern. Essbar war auch die in Hecken wildvorkommende Kornelkirsche, doch jene andere Kirsche im tiefen Wald, die so verlockend aussah, war gefährlich: die Tollkirsche.

Die Kirsche war aber nicht nur eine Frucht des Sommers, sondern auch eine des Winters. In Form von Kirschtorte und Schnaps stand sie auf dem sonntäglichen Nachmittagstisch, während mit Kirschkernen gefüllte Stoffkissen auf dem Kachelofen lagerten, um dann nachts als «Wärmeflaschen» die klammen Schlafkammern gemütlich zu machen. Und wenn dann ein in einen Wasserkrug gestellter Kirschbaumzweig weissen Blüten trieb, war klar; der nächste Frühling kommt bestimmt.

Als die ersten Sammler-Jäger in der Thunersee-Region auftauchten, waren die Menschen im Vorderen Orient bereits aus dem Paradies vertrieben und mussten ihre Obstgärten“ im Schweisse des Angesichts“ selbst anlegen. Das Gebiet um Südosteuropa und in Westasien ist auch die Heimat der Kirsche. Ausgrabungen haben dort Kerne der Vogelkirsche ans Tageslicht befördert. Sie gilt als Urform unserer Süsskirsche. Mit den Römern sind die heute bekannten kultivierten Formen bis nach Nordeuropa gekommen. Scheinbar haben sie dabei auch ihren Weg bis nach Beatenberg gefunden – mindestens erzählt davon die Sage vom Zwerg auf dem Kirschbaum:

Zur Zeit, da das wilde Völklein in den Flühen und auf den Alpen Burgfeld und Gemmenalp noch sesshaft war, stund in einer Matte im Spirenwald ein alter, grosser Kirschbaum. Derselbe war ausserordentlich fruchtbar und trug alle Jahre, selbst in Fehljahren, die schönsten Kirschen. Man nannte ihn nur den Zwergenbaum, denn wie es heisst, war ein Bergmännlein mit der Bauernfamilie, der der Baum gehörte, eng befreundet und kam oft von den Bergen herunter zu ihr „z’Abesitz“. Am häufigsten fand es sich ein, wenn die Kirschen reif waren. Da ging es allemal nach dem Abendsitz zu jenem Kirschbaum, setzte sich auf den untersten Ast – immer auf den gleichen – ass da nach Herzenslust und trug alle an dem Aste noch übrigen Kirschen heim ins Gebirge. Merkwürdigerweise war der Ast jeden Morgen wieder „trübelt voll“. Die Leute, zu denen das Bergmännlein kam, wunderten sich, warum dasselbe nie etwas von seinem Kirschengewinnen sage. Eines Abends durchsägte der Eigentümer des Baumes teilweise den Ast. Und richtig, in derselben Nacht stürzte der Zwerg mit dem Ast zu Boden. Darauf trat das Bergmännlein vor das Fenster des Hauses besagter Familie und rief: Heute hierhar und nimmermehr dar! Von da an habe es sich nie wieder sehen lassen. Auch sei der Baum noch lange Zeit hernach gestanden, aber habe fortan keine einzige Kirsche mehr getragen.

Inzwischen ging die Zeit vorbei und der Kirschbaum steht längst nicht mehr in Beatenberg. Irgendwo lebt das Bergmännlein aber vielleicht immer noch und wartet darauf, dass wieder Menschen kommen, die einen neuen Kirschbaum pflanzen.

In einem feierlichen Spatenstich zum neuen Themenweg „Via Sapiens“ wurde am 28. Juni in Beatenberg ein Kirschbaum gepflanzt.

Der Baum steht unterhalb des Hotels Beausite, das bald Hotel Fassbind heissen wird. Mit dem kürzlichen Zuzug der neuen Hotelbetreiber, der Familie Fassbind aus Zug, kamen jedenfalls weltbekannte Freunde der Kirsche nach Beatenberg.

Vor 820 Jahren nämlich zogen die Vazpind, die – wie der Name „Fass-Binder“ sagt – den Beruf der Küfer ausübten – aus Holland die Schweiz. Am Zugersee, wohin die Fassbind dann 1395 zogen, entwickelte sich in dieser Zeit die Kirschbaumkultur. In der Familien-Chronik ist zu lesen, dass die Fassbind die Erkenntnisse der in vielen Klöstern betriebenen Alchemie für die Herstellung ihres Kirsches nutzen. Gottfried Fassbind lI gründete 1846 im Alter von 17 Jahren die „Godefroi Fassbind, jeune, Distillerie de Kirschwasser“ in der Ortschaft Oberarth, am Fusse der Rigi. Das wart der Beginn der über Jahrhunderte hinweg andauernden Erfolgsgeschichte der ältesten Destillerie der Schweiz.

Gemäss der Chronik haben die Fassbind Fruchtbrände an nationalen und internationalen Ausstellungen viele Auszeichnungen und Medaillen gewonnen und gewinnen diese bis zum heutigen Tag: Ob in Italien wo 1860 König Vittorio Emanuele II bei der Medaillen Verleihung zum Ausspruch «La vita è più bella con il Kirsch Fassbind», hingerissen wird oder an der Weltausstellung in London 1862 an der Königin Victoria sehr trocken bemerkt «Very fruity this Fassbind Kirsch, is it not?» und in Österreich um 1873, wo Kaiser Franz Josef l begeistert in die Menge ruft «Fesch ist er, der Fassbind Kirsch», dem russischen Zar Nikolaus ll fehlen bei so viel Genuss gar die Worte, so dass er kurzerhand Fassbind zu seinem Hausbrand macht.

Wer weiss, vielleicht hört man auch in Beatenberg bald wieder Sätze wie: «La vita è più bella con il Kirsch Fassbind». Mit dem Spatenstich wurde jedenfalls ein erster Schritt gemacht. Der Platz in der Waldegg bietet den nötigen sonnigen Standort. Und mit Hilfe von Pflanzenkohlen-Substrat und Terra Preta ist auch für den von der Kirsche geliebten, nährstoffreichen, durchlässigen und feuchten Boden gesorgt.

Presse:

Berner Oberländer, 

Jungfrauzeitung

Chole-z’Mittag

„Was für eine schöne Idee und die Älplermaggaronen schmecken wunderbar.“

Das ruft mir eine einheimische Beatenbergerin mit einem Strahlen im Gesicht zu. Ich drücke ihr das Chole-Säckli als Geschenk in die Finger und erzähle nicht weniger strahlend vom Kohlenkreislauf.„Die Kohle in diesem Säckli entsteht während dem Kochen der Älpermaggaronen. Wenn mein Kochherd, der Pyrolyseofen ausgebrannt ist, lösche ich die Glut mit Wasser und das was übrig bleibt, ist beinahe reiner Kohlenstoff. Die pulverisierte Pflanzenkohle kannst Du fingerbreit am Boden deines Kompostkübelis einstreuen. Der Kompost stinkt und schimmelt nicht mehr und die Kohle nimmt die Nährstoffe und verbessert so die Qualität des Humus. Somit wachsen die Zwiebeln in deinem Garten besser und ein Kreislauf schliesst sich. Und das Beste am Ganzen: dadurch dass der Kohlenstoff im Boden bleibt und nicht als CO2 in die Luft raus geht, tust Du etwas fürs Klima.“

Ich bin mir nicht sicher, ob sie alles verstanden hat, was ich ihr erklärt habe. Aber sie blickt neugierig drein und verspricht, dass sie das ausprobieren will.

Und sie komme wieder vorbei. Zum Älplermaggaronen-Schmaus und um noch mehr über regenerative Kreisläufe zu erfahren.

Jeden Mittwoch Mittag ab 12 Uhr im Burgfeld-Bistro Beatenberg.