Jägerstollen
„Wenn wir nachts durch die hellerleuchteten Gassen und Lauben gehen, können wir uns kaum vorstellen, wie finster die Stadt früher einmal war. Höchstens das Finstergässchen erinnert ein wenig an die alten Zeiten, als der Berner Rat sich häufig mit den Folgen der nächtlichen Dunkelheit befassen musste. Leute stolperten und stürzten, es gab zahlreiche Arm- und Beinbrüche und Raubüberfälle von fremdem Gesindel. Wer nach 9 Uhr abends die Gassen ohne Laterne betrat, erhielt eine Gefängnisstrafe, und noch im 18. Jahrhundert mussten sich die vornehmen Damen abends von ihren Dienstmädchen begleiten lassen, die ihnen mit sogenannten Visitenlaternen den Weg durch die dunklen Lauben zündeten.“
Diese und untenstehende Andekdote erzählen aus der Zeit, als Bern als erste Stadt in der Schweiz eine Gasbeleuchtung erhielt. Im Oktagon unterhalb des Bundeshauses nahm 1843 die Gasfabrik den Betrieb auf. Für die Produktion wurde einheimische Kohle aus Beatenberg verwendet. Eine der ehemaligen Gaslampen kann heute noch auf der kleinen Schanze in der nähe des Bundeshauses besichtigt werden. Einige der ehemaligen Kohlenstollen in Beatenberg sind zugänglich; so kann beispielsweise vom Niederhorn aus der sogenannte Jägerstollen in einer schönen Wanderung erreicht werden. Der Ort erinnert an jene, die dort täglich geschuftet haben, die einen im Stollen als Hauer, und die anderen als Fergger, welche die aus den engen Stollen gewonnene Kohle auf Holzschlitten auf dem „Kohlenschleif“ zur Beatenbucht brachten, wo sie auf Nauen verladen und über den Thunersee und weiter auf der Aare nach Bern transportiert wurden.
„Eine honette Weissnäherin, deren holde Gesichtszüge merkbare Kennzeichen von den Einwirkungen des Zeitgeistes tragen, wurde gefragt, wie ihr die Gasbeleuchtung gefalle. Sie antwortete lächelnd: „Die Beleuchtung ist sehr schön, aber sie macht zu hell in den Lauben“.
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