Schwarzes Gold

Ich habe heuer mehr Ölsonnenblumen angebaut als sonst. Die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen werden sich diese Saison sicher eher damit beschäftigen müssen, Leib und Leben zu retten, als um die Friteusenfüllstände der restlichen Welt. Nun ist es leider so, dass dieses Jahr im kalkreichen, schwarzen Tscherosemboden (Schwarzerde) meines Feldes die tiefwurzelnden, stark ausläuferbildenden Ackerkratzdisteln so üppig sprießen wie noch nie. Jedes Jahr sind die Bedingungen anders, selbst die Schwerpunkt-Unkräuter. Warum das so ist, weiß ich nicht. Beim Disteljäten versüßt man sich die Arbeit gerne mit allerhand gedanklichen Ausflügen oder versenkt sich in Erinnerungen.

So ist mir auch dieses, nach meinem Empfinden erstaunliche Buch von Leah Penniman (Landwirtin im US-Bundesstaat New York), das ich vor zirka 2 Jahren gelesen hatte, wieder eingefallen. Dadurch bin ich auf die uralte Tradition zur Herstellung von anthropogenen Schwarzerden in West- und Zentralafrika erst aufmerksam geworden.

Ihrer Ansicht nach gehören Landraub und Ausbeutung von menschlicher Arbeitkraft bis heute zu den zwei grundlegenden „DNA-Strängen des weltweiten Ernährungssystems“.

Besonders dem Thema „Lebensmittel Apartheid“ wollte sie auf ihrer Farm begegnen. In schwarzen Vierteln amerikanischer Städte existiert meist gar keine Infrastruktur mehr um sich mit frischen, qualitativ hochwertigen Lebensmittel zur versorgen. Sie gründete ihre „Netflix für Gemüse“-Initiative, wobei Produktion und Zustellung solidarisch-gemeinschaftlich betrieben wird. Solidaritätsbeiträge schaffen auch die Möglichkeit in finanzielle Not geratene Mitglieder mit hochwertigen Nahrungsmitteln zu versorgen. Auch hier steht sie in der Tradition von zahlreichen, sehr erfolgreichen, historischen, afro-amerikanischen Initiativen und Vordenkern, die jedoch immer wieder bekämpft, denen die finanziellen Mittel entzogen wurden und aus dem allgemeinen Geschichtsbewusstsein schlichtweg verschwunden sind.

Sie merkte auch zunehmend, dass viele heutige Nachkommen ehemaliger Sklaven dieses „Trauma mit der Erde“ mit und in sich tragen. Das Land war nur die Bühne, nicht der Verbrecher, betont sie immer wieder und dass die Berührung und Arbeit mit der Erde wieder vieles davon heilen kann. Sie versteht sich als „Brutkasten-Farm“ für viele weitere Initiativen dieser Art und vermittelt entsprechende Ausbildungsprogramme.

Vor allem traditionelle afrikanische Bodenbewirtschaftungsmethoden werden auf ihrer Farm gepflegt.

So auch die Herstellung der „Schwarzen Erde der afrikanischen Frauen“, wie Sie es nennt und bei Reisen durch Ghana und Liberia noch kennenlernen durfte.

Pflanzenkohle wird durch Entzünden getrockneten Grünschnittmaterials in Erdgrubenkanälen hergestellt. Sobald die Flammen gräulich-blau werden, wird die Grube mit ca. 2-3 cm Erde bedeckt. Ich hätte dazu noch herausgefunden, dass diese Methode der Holzkohlenherstellung (soil burning bzw. écobuage) meist in-sitiu, also direkt im Ackerboden angewendet wurde und anscheinend sehr weit verbreitet war. Aber von den europäischen Kolonialherren lediglich als Akt des Vandalismus erkannt und somit sehr bald verboten wurde.

Die Pflanzenkohle wird gemeinsam mit Speisereste, Knochen- (Ca- und P-reich) und Schlachtabfälle (N-reich), Ölpresskuchen (in Afrika von Ölpalmen; P-, N- und außerordentlich energiereich) und Abfälle aus der Seifenherstellung sowie Holzasche (K-reich) kompostiert.

Leah empfiehlt dazu eine langsame aerobe Kompostierung ganz ohne arbeitsaufwändiges Umsetzen. Die Kompostierung ähnelt sehr der Arbeitsweise von Margarete Langerhorst (in ihrem Fall ohne tierische Komponenten, Margarete ist strikt vegan). Eine Schicht „Grünes“ (N-, P-, saftig, energiereich) und eine Schicht „Braunes“ (C-reiches lockeres Material sorgt für Belüftung, wie z.B. Biokohle, Zweige, Stroh, Heu, Laub, Holzhäcksel, Äste und Zweige)

Anthropogene Schwarzerden werden in West- und Zentralafrika, genauso wie auch im westlichen Amazonasgebiet, auf archipelartig angelegten Waldinsel-Siedlungen gefunden. Allerdings nennt man sie hier je nach lokaler Sprache etwas abweichend „verlassene Dorfruinen“ wie z.B. ‘pulo ce pomdo’ (pulo = Erdboden ce pomdo = altes Dorf) oder tombondu (tombon = Ruine, du = Erde). In diesen schwarzen Erden fand man häufig vergrabene Pomdo-Statuetten (pomdo = die Verstorbenen).

Leah Penniman betont in ihrem Buch, dass Sklavenhändler nicht wahllos vorgingen, sondern eher im Sinne heutiger „Headhunter“. Man suchte gezielt nach Sklaven, die schon über großes, garten- und ackerbauliches Know-How unter tropischen und subtropischen Klimabedingungen verfügten. Das könnte auch eine Erklärung sein, warum sich auf diesen Schwarzerdevorkommen heute in den allermeisten Fällen keine belebten Dörfer mehr befinden, nur mehr Ruinen.

Jene Frauen, die schon befürchten mussten, bald gefangen genommen zu werden, flochten sich gegenseitig zur Vorsorge die Samen ihrer traditionellen Kulturpflanzen in ihr Haar. Wo auch immer sie hin verschleppt würden, wie schlecht die Böden dort auch wären, ein paar Samen und das Wissen um die schwarze Erde reichten aus, um ihren Nachkommen ein gutes Leben zu bescheren, so ihre Hoffnung.

Hier ein paar Eindrücke von ihrer Farm und ihrer Arbeit.

Und hier ein Video von Magarete Langerhorst, zu ihrer, meines Erachtens sehr erprobten, ausgeklügelten Gemüsebau-Methodik und ihrer Art der Kompostierung, die freilich durch den Zusatz von Holzkohle sicher noch besser wäre.

Der Zwerg im Kirschbaum

Kirschen – wenn diese süssen Früchte reif am Baum hängen, dann ist der Sommer da. Was für ein Abenteuer für uns Kinder, beim Eindunkeln – damit der Bauer uns nicht sieht – in den Kirschbaum zu steigen und zu stibitzen. Die Mutter hat das natürlich immer gemerkt, unsere blauen Zungen waren unübersehbar. Es gab zwar auch die wilden Kirschbäume, da wäre das Naschen erlaubt gewesen, doch deren Früchte waren zu sauer. Aber als Schmuck über die Ohren gehängt, waren sie ebenso gut zu gebrauchen wie die vom Baum des Bauern. Essbar war auch die in Hecken wildvorkommende Kornelkirsche, doch jene andere Kirsche im tiefen Wald, die so verlockend aussah, war gefährlich: die Tollkirsche.

Die Kirsche war aber nicht nur eine Frucht des Sommers, sondern auch eine des Winters. In Form von Kirschtorte und Schnaps stand sie auf dem sonntäglichen Nachmittagstisch, während mit Kirschkernen gefüllte Stoffkissen auf dem Kachelofen lagerten, um dann nachts als «Wärmeflaschen» die klammen Schlafkammern gemütlich zu machen. Und wenn dann ein in einen Wasserkrug gestellter Kirschbaumzweig weissen Blüten trieb, war klar; der nächste Frühling kommt bestimmt.

Als die ersten Sammler-Jäger in der Thunersee-Region auftauchten, waren die Menschen im Vorderen Orient bereits aus dem Paradies vertrieben und mussten ihre Obstgärten“ im Schweisse des Angesichts“ selbst anlegen. Das Gebiet um Südosteuropa und in Westasien ist auch die Heimat der Kirsche. Ausgrabungen haben dort Kerne der Vogelkirsche ans Tageslicht befördert. Sie gilt als Urform unserer Süsskirsche. Mit den Römern sind die heute bekannten kultivierten Formen bis nach Nordeuropa gekommen. Scheinbar haben sie dabei auch ihren Weg bis nach Beatenberg gefunden – mindestens erzählt davon die Sage vom Zwerg auf dem Kirschbaum:

Zur Zeit, da das wilde Völklein in den Flühen und auf den Alpen Burgfeld und Gemmenalp noch sesshaft war, stund in einer Matte im Spirenwald ein alter, grosser Kirschbaum. Derselbe war ausserordentlich fruchtbar und trug alle Jahre, selbst in Fehljahren, die schönsten Kirschen. Man nannte ihn nur den Zwergenbaum, denn wie es heisst, war ein Bergmännlein mit der Bauernfamilie, der der Baum gehörte, eng befreundet und kam oft von den Bergen herunter zu ihr „z’Abesitz“. Am häufigsten fand es sich ein, wenn die Kirschen reif waren. Da ging es allemal nach dem Abendsitz zu jenem Kirschbaum, setzte sich auf den untersten Ast – immer auf den gleichen – ass da nach Herzenslust und trug alle an dem Aste noch übrigen Kirschen heim ins Gebirge. Merkwürdigerweise war der Ast jeden Morgen wieder „trübelt voll“. Die Leute, zu denen das Bergmännlein kam, wunderten sich, warum dasselbe nie etwas von seinem Kirschengewinnen sage. Eines Abends durchsägte der Eigentümer des Baumes teilweise den Ast. Und richtig, in derselben Nacht stürzte der Zwerg mit dem Ast zu Boden. Darauf trat das Bergmännlein vor das Fenster des Hauses besagter Familie und rief: Heute hierhar und nimmermehr dar! Von da an habe es sich nie wieder sehen lassen. Auch sei der Baum noch lange Zeit hernach gestanden, aber habe fortan keine einzige Kirsche mehr getragen.

Inzwischen ging die Zeit vorbei und der Kirschbaum steht längst nicht mehr in Beatenberg. Irgendwo lebt das Bergmännlein aber vielleicht immer noch und wartet darauf, dass wieder Menschen kommen, die einen neuen Kirschbaum pflanzen.

In einem feierlichen Spatenstich zum neuen Themenweg „Via Sapiens“ wurde am 28. Juni in Beatenberg ein Kirschbaum gepflanzt.

Der Baum steht unterhalb des Hotels Beausite, das bald Hotel Fassbind heissen wird. Mit dem kürzlichen Zuzug der neuen Hotelbetreiber, der Familie Fassbind aus Zug, kamen jedenfalls weltbekannte Freunde der Kirsche nach Beatenberg.

Vor 820 Jahren nämlich zogen die Vazpind, die – wie der Name „Fass-Binder“ sagt – den Beruf der Küfer ausübten – aus Holland die Schweiz. Am Zugersee, wohin die Fassbind dann 1395 zogen, entwickelte sich in dieser Zeit die Kirschbaumkultur. In der Familien-Chronik ist zu lesen, dass die Fassbind die Erkenntnisse der in vielen Klöstern betriebenen Alchemie für die Herstellung ihres Kirsches nutzen. Gottfried Fassbind lI gründete 1846 im Alter von 17 Jahren die „Godefroi Fassbind, jeune, Distillerie de Kirschwasser“ in der Ortschaft Oberarth, am Fusse der Rigi. Das wart der Beginn der über Jahrhunderte hinweg andauernden Erfolgsgeschichte der ältesten Destillerie der Schweiz.

Gemäss der Chronik haben die Fassbind Fruchtbrände an nationalen und internationalen Ausstellungen viele Auszeichnungen und Medaillen gewonnen und gewinnen diese bis zum heutigen Tag: Ob in Italien wo 1860 König Vittorio Emanuele II bei der Medaillen Verleihung zum Ausspruch «La vita è più bella con il Kirsch Fassbind», hingerissen wird oder an der Weltausstellung in London 1862 an der Königin Victoria sehr trocken bemerkt «Very fruity this Fassbind Kirsch, is it not?» und in Österreich um 1873, wo Kaiser Franz Josef l begeistert in die Menge ruft «Fesch ist er, der Fassbind Kirsch», dem russischen Zar Nikolaus ll fehlen bei so viel Genuss gar die Worte, so dass er kurzerhand Fassbind zu seinem Hausbrand macht.

Wer weiss, vielleicht hört man auch in Beatenberg bald wieder Sätze wie: «La vita è più bella con il Kirsch Fassbind». Mit dem Spatenstich wurde jedenfalls ein erster Schritt gemacht. Der Platz in der Waldegg bietet den nötigen sonnigen Standort. Und mit Hilfe von Pflanzenkohlen-Substrat und Terra Preta ist auch für den von der Kirsche geliebten, nährstoffreichen, durchlässigen und feuchten Boden gesorgt.

Presse:

Berner Oberländer, 

Jungfrauzeitung

Apokalyptische Pyrolyse

Vor 60 Millionen Jahren schlug in Mexiko ein gewaltiger Asteroid ein. In drei apokalyptischen Wellen brachte er Tod und Verderben über den ganzen Planeten. Erst raste ein kilometerhoher Tsunami um die Erde. Danach wurden die Wälder durch herunterprasselnde Himmelsgeschosse abgebrannt. Der aufgrund von Partikel in der Atmosphäre folgende «nukleare Winter» versetzte danach den Planeten über viele Jahre in Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Erst die danach einsetzende Klimaerwärmung aufgrund des hohen CO2 Gehalts in der Atmosphäre brachte die Vielfalt des biologischen Lebens wieder zurück.

Die Feuerstürme vernichteten damals ganze Wälder auf einen Schlag; aufgrund des hohen Sauerstoffgehalts der Atmosphäre selbst die Feuchtvegetation. Hinterlassen wurden mächtige Holzkohlenschichten.1 Die Wiederbelebung der biologischen Natur nach diesem wohl grössten Einschlag der Erdgeschichte gründet damit auch auf dem reichlichen Vorhandensein Pflanzenkohlen basierter Schwarzerde.

Ob die im Amazonas gefundene Terra Preta auch natürlichen Ursprungs ist, oder menschengemacht, darüber wurde in wissenschaftlichen Kreisen lange und lebhaft diskutiert. «Bei der Terra Preta handelt es sich um einen anthropogen überprägten, fruchtbaren Boden, der sich stellenweise aus dem unfruchtbaren Latosol Amazoniens entwickeln konnte. Den Einfluss des Menschen bezeugen die im humosen Oberboden überall zahlreich vorhandenen Keramikreste präkolumbianischer Indianer. Ob allerdings primär die Terra Preta existierte und die Indianer diese Flecken aufgrund ihrer Fruchtbarkeit als Siedlungsplätze bevorzugt auswählten oder andererseits Indianer durch bodenbeeinflussende Massnahmen ihre Siedlungsplätze in Terra Preta umwandelten, steht noch offen»2

Die aktuell favorisierte Theorie, dass diese Böden im Amazonas das Ergebnis menschlichen Handelns in der präkolumbianischen Zeit sind, wird nun in einer 2021 erfolgten Untersuchung der Kohlenstoffdaten durch ein internationales Forscherteam bestritten. „Da die Terra Preta von verschiedenen Wissensbereichen wie Agronomie, Ökologie, Biologie, Archäologie und Forsttechnik untersucht werden, wird diese im Artikel vorgeschlagene Änderung des Verständnisses des Ursprungs dieser Länder auch zu Änderungen in den Theorien beitragen, die auf der menschlichen Kraft basierten, fruchtbare Flecken auf verarmten Böden zu bauen.“

Die Autoren stellen die Hypothese auf, „dass indigene Bevölkerungen ihre Weisheit nutzten, um sich vor Beginn des Plantagenanbaus vorzugsweise in Gebieten mit hoher Fruchtbarkeit zu identifizieren und zu etablieren. Die Möglichkeit impliziert, dass präkolumbianische Gesellschaften die natürlichen Prozesse der Landbildung einzigartiger Eigenschaften der Terra Pretas verstanden und zu ihren Gunsten ausnutzten, aber nicht für ihre Entstehung verantwortlich waren„3

Nichtsdestotrotz können wir Menschen aber durch den Einsatz von menschengemachter Terra Preta den Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre stark abmildern, wie die Autoren vom Buch „Terra Preta“ schreiben4. Im Vorwort der englischsprachigen Version meint der australische Umweltprofessor Tim Flannery gar:

„Pflanzenkohle ist die mächtigste Klimaschutzmaschine, die wir haben“.

 

1 Tim Flannery, Europa, Suhrkamp Insel
Gerhard Bechtold www.gerhardbechtold.com
3 Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico, Brasilien
4 „Terra Preta“, Scheub, Pieplow, Schmidt, Oekom

Zerbrochenes in schwarzer Erde – Teil 3

Bleibt immer noch die Frage, wenn diese Keramik so wertvoll ist, warum zerschlägt man so viel davon?

  1. Heftige Beziehungsstreitigkeiten. Höchstwahrscheinlich ist das eine kulturunabhängige Angelegenheit und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Beim gemeinsamen „Begraben“ entsteht vielleicht sogar eine neue Schicht Terra preta auf der irgendwann Sträuße von Rosen blühen?
  2. Hochzeitsbräuche. Polterabende. Das Zerschlagen symbolisiert hier, meiner Idee nach, Bruch mit dem alten Elternhaus und es bringt mit Sicherheit die nötige Aufbruchstimmung für die Verwirklichung gemeinsam erträumter Wolkenkuckucksheime. Dafür braucht man neues Geschirr und ein traumhaftes Beet aus Terra preta…
  3. Fülle, Reichtum. Dieses „Es allen mal zeigen“, dass man sich verdammt nochmal wenigstens noch neues Geschirr leisten, ausgelassen auf den alten Scherben tanzen kann. Ja, das ist Pflichtprogramm jeder „Big Fat Greek Wedding“. Das ergibt genügend Grundmaterial für eine extra dicke Schicht Terra preta.
  4. Ausweglosigkeit, Trauer, Zorn, unterdrückte Wut, Mangelgefühl, Perspektivenlosigkeit, Enttäuschungen, unerfüllte Liebe, Zurückweisungen, Verzweiflung, Liebeskummer – oder noch schlimmer – Angst vor der eigenen Kraft, Schönheit, Leidenschaftlichkeit, Sinnlichkeit. Diese Dinge versteckt man in der Gringo-Kultur gefälligst unter harter Schale oder verschließt Geister dieser Art besser für immer in Flaschen. Bis halt die Dinge, die man da so ansammelt, zu schwer werden und irgendwann in kulturverträglich vorgespurte Richtungen explodieren wie z.B. plötzliche Kriegsbegeisterung, vordefinierte Sündenböcke jagen, Hass auf… irgendwem halt der gerade am Schirm auftaucht, totale Vernichtung von jemanden, der es angeblich nicht anders verdient hat, am liebsten irgendwem von denen abknallen, die uns so bedrohen und begrapschen usw. und so fort…

Aber auch dafür hat wiederum die altgriechische Keramikkultur ein Keramikventil erfunden. Im ursprünglichen Sinne wurden bei Solotänzen wie Zeibekiko (männliche Version) oder Tsifteteli (weibliche Version) Dinge, für die man kaum Worte finden kann oder kulturbedingt nicht darf, unter lautem Beklatschen, Zerscheppern von Tellern, Werfen von Blumen und Anfeuerungen der unterstützenden Gemeinschaft, sinnlich von der Seele getanzt.

Tsifteteli dance Elissaet Dovliatidou

Zeibekiko la Constanta greek FlashMob

Um genau zu bleiben, muss man hinzufügen, dass diese zwei Tänze aus den alten griechischen Tochterkolonien stammen und ins, nun moderne, griechische Vaterland erst im Zuge der großen Diaspora Anfang des 20. Jahrhunderts aus Kleinasien und den Küsten rund um das Schwarze Meer mitgebracht wurden. Die nördlichste Kolonie hieß Tainas und lag am Fluß „Amazonius“, welcher heute Don-Fluss genannt wird und im heutigen Südrussland liegt.

Übrigens habe ich gerade die Vorstellung von einer Großmutter, die ihrer Enkelin zeigt wie man süße Erdbeeren in ein Terra preta-Beet pflanzt und zu wirklich jedem Tonscherben eine lustige Geschichte zu erzählen hat, denen auch die Mutter, die am Beetrand steht, mit leicht verdrehten Augen und schiefen Grinsen im Gesicht zulauscht. Auch so könnte geschichtsgetränkter Boden sein…

Ich glaube, ja vielleicht doch, Scherben bringen Glück! Die würden in einer Terra preta tatsächlich fehlen… Außerdem bereitet es so unendlich viel Freude, wenn aus altem Scheiß, zerbrochenen Scherben und aus ausgebrannter, vertrockneter Kohle, plötzlich – wie ein Wunder – fruchtbare, neue Erde entsteht.

So wie der Zeibekiko-Tänzer Taso Papadakis „nebenbei“ noch Holzkohle macht, könnte man sich die ursprüngliche Herstellung von Terra Preta vorstellen: Im Rituals-Tanz um das Feuer mit berauschenden Getränken aus Tongefässen, welche dann ins Feuer geschmissen werden. Nach dem Ablöschen des Feuers das Zerkleinern von Ton und Kohle durch einen Kohlen-Tanz.

 

 

Zerbrochenes in schwarzer Erde – Teil 2

Doch diese vielen Tonstücke? Neben den Scherben aus tropenklimatauglichen Tonplumpsklos (Basis der Terra preta) sind unübersehbar viele Bruchstücke schöner, liebevoll hergestellter Tongefäße dabei, was man auf etlichen Bildern aus Terra preta-Publikationen unschwer erkennen kann. Warum derartig viel Bruch? Aufgrund des häufigen Regens könnte der Boden Amazoniens durchaus recht klitschig werden. Hmm,… nein, da steckt mehr dahinter…

Jetzt ist es doch so, wenn man als Gast geladen ist und einem die Kaffeetasse in einer ungeschickten Handbewegung entgleitet und zu Bruch geht, man doch in diesem Moment gefühlsmäßig am liebsten im Boden versinken würde. Gefühlter Wertverlust und Geldwertverlust einer Kaffeetasse stimmen da eindeutig nicht überein. Man ordnet den keramischen Dingen offenbar einen sehr hohen oder einen anderen Wert zu, vielleicht weil sie zerbrechlich sind und einen achtsamen, liebevollen Umgang voraussetzen.

Der Grundstoff Ton ist fast überall verfügbar, verhältnismäßig variabel, aber doch überall, wo Erde ist, also direkt unter unseren Füßen. Eine Grubenfeuer für den Brennvorgang zu entfachen wäre zumindest rein theoretisch auch überall möglich. Ein fast unendlich verfügbarer Werkstoff. Eine gute Portion Erfahrung, Können, Liebe und Hingabe gehört sicher auch zur Herstellung von keramischen Gegenständen.

Eine besondere Beziehung zu Herstellung von Keramik dürften Frauen und Kinder haben. So fand man schon auf der ältesten gefundenen Keramikfigurine (Venus von Dolní Věstonice) entsprechende Fingerabdrücke. Es ist eben auch was Wunderschönes während schöpferisch-künstlerischer Tätigkeiten, die Zeit und die Welt vergessend, in dieses Flow-Gefühl zu tauchen. Kinder können das besonders.

Krüge, Töpfe, Teller, Becher kamen erst mit der Sesshaftwerdung des Menschen – wohl auch die Frage: „Und wer wäscht jetzt das Geschirr ab?“

Dieser Werkstoff könnte in meiner Vorstellung eine gesellschaftliche Revolution ausgelöst haben. Aus diesem weichen, knetbaren Ton konnte man nun allerhand Ideen eine physische und sehr dauerhafte Form verleihen, in die man Symbole eingravieren und auch bemalen konnte (mit Tonfarben z.B.) Schließlich wäre die Entstehung von Schrift (Keilschrift-Tontafeln) und die Mathematik (Calculus-Token) ohne „Tonträger“ undenkbar. Natürlich war man nun in der Lage Sachen zu lagern, sortieren und einen zu Platz geben, man konnte Wasser schöpfen, transportieren und aufbewahren, Tee kochen, Essen kochen und warmhalten, Lebensmittel schädlingssicher, trocken und geschützt aufbewahren. Keramische Fliesenböden sind auch leichter zu reinigen. Bienen wurden in Tonröhren gehalten und süßer Honig in Amphoren gelagert. Ja, auch das erste Mal Bier, Wein, Sauerkraut, Essig fermentieren, Fisch und Fleisch einsalzen oder Schnaps und ätherische Öle destillieren, Tinkturen und Cremen zusammenrühren, war möglich. Und später wurden Ziegel für Häuser, Dächer und Wasserrohre hergestellt, in Blumentöpfen Pflanzen mobil gemacht und vorgezogen, uvm.

In der modernen Hydrokultur von Pflanzen kommen unter anderem Tongranulate als strukturgebender Erdersatz, Drainage und Wasser- und Nährstoffspeicher zum Einsatz.

Jetzt mag es ein reiner Zufall sein, dass in der deutschen Sprache das Wort Ton gleichermaßen für die Tonerde und den Klang (lat. tonus) verwendet wird. Doch finden sich häufig Tonflöten unter ältesten keramischen Fundstücken. Mit Vogel- oder Kuckuckspfeifen konnte man Vögel imitieren und anlocken. Tonflaschentrommeln, Brummtöpfe, etc. machten jedes Fest sicher noch etwas freudiger.

Lied einer mallorcinischen Sängerin in Begleitung zu Brummtöpfen

Wo mit Feinstofflichem gearbeitet wird, taucht gebrannter Ton auch immer wieder auf. So auch in der biodynamischen Präparateherstellung (Präparat 504) und -lagerung (damit sich die feinstoffliche Wirkung eines Präparates nicht verstrahlt bzw. verliert). Auch der Entdecker der Effektiven Mikroorganismen, Teuro Higa, schrieb im Buch „Eine Revolution zur Rettung der Erde“: „Ton ist ein Kolloid mit elektrischer Ladung, das bei Verdichtung seiner elektrischen Eigenschaften die Informationen der Mikroorganismen wie eine Schablone duplizieren kann. Die Theorie, dass Leben aus Ton entstanden ist, hat möglicherweise ihren Ursprung darin, dass Ton tatsächlich die Eigenschaft hat, vielfältige elektrische Informationen aufzunehmen, zu fixieren und zu binden. Daraus folgt, dass EM-Keramik als Schablone für die EM-Information betrachtet werden kann. (…) Wenn man die Keramik mit Wasser in Verbindung bringt, wird es möglich, die EM-Information aus der Schablone herauszuziehen.“

Bleibt immer noch die Frage, wenn diese Keramik so wertvoll ist, warum zerschlägt man so viel davon? Mehr darüber im nächsten Blogbeitrag

Franz Schweinberger

 

 

Zerbrochenes in schwarzer Erde

„Es ist zum Kotzen!“, rief es in mir. Mir wurde tatsächlich schlecht in diesem Moment. Im Grunde gab es doch keinen Grund dafür. Was ist da los? Ist doch alles in bester Ordnung? Ich beschäftigte mich lediglich wieder einmal mit den Herstellungsverfahren von Terra Preta und deren Möglichkeit zur Umsetzung auf meinen landwirtschaftlichen Betrieb. Dabei übt dieses menschengemachte Erdsubstrat doch schon seit seiner neuerlichen Wiederentdeckung Anfang dieses Jahrhunderts so eine besondere Art von Faszination auf mich aus. Ihre Herstellung gilt dank vieler sehr engagierter Wissenschaftler und Privatpersonen als enträtselt, als patentiert und letztendlich ist alles nur mehr eine Frage von innovativer Maschinentechnik, kostenoptimierter Herstellungsprozesse, labortechnischer Zertifizierungskriterien, CO2-Vergütungszahlungen, Lizenzrechten und umsetzbarer Produktionsstrategien. Also alles in bester Ordnung. Doch wieder dieser miese Geschmack im Mund…Da fehlt doch was, was wurde da übersehen?!?

Ich habe daraufhin die Rezepturen mehrerer Erdenhersteller verglichen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die meisten keinen gebrannten Ton (bzw. Ziegelsplitt) zugeben. Wieso weicht man da so leichtfertig vom Original „Terra preta de índio“ ab? Zumindest Gerald Dunst (Erdenhersteller; Firma Sonnenerde) schwört auf den Zusatz von eigens dafür gebrannten Ziegelsplitt, da er in seinen Versuchen eine wesentliche Ertragswirkung bestätigt hat, doch den Grund dafür nicht so recht erklären kann.1) Tagelang beschäftigte mich, was mit diesen Tonscherben ist und was da eventuell noch fehlen könnte.  Dann ist es mir beim Traktorfahren eingeschossen:

Es ist das Drumherum das da fehlt!

Eine Terra preta de índio ist ja von ihrem Wesen her dann doch noch etwas anderes als eine Terra preta de gringo! Das wäre ungefähr so, wie wenn man Plastikblumen in ein Blumenbeet pflanzen würde.  Es ist eben ein Kulturgut aus dem Lebensumfeld einer versunkenen Kultur. Einer uralten Agrikultur, die so ganz anders verlief als die unsrige. Dort im Schutz des undurchdringlichen Waldes gab es archipelartig verstreute Siedlungsinseln bzw. Gartenstädte, deren Bewohner Baumfeldwirtschaft, Jagd und Fischerei betrieben, in stofflichen und sonstigen Kreisläufen wirtschafteten, Ressourcen nutzten und mehrfachnutzten, die Vorort vorhanden waren und schafften somit stabile soziale Verhältnisse über Jahrtausende. Etwas was unserer Gringo-Kultur bis zum heutigen Tage nicht gelungen ist. Aber das ist wieder ein anderes ungelöstes Rätsel… Ein Bild einer Kultur, die in guter Balance und harmonischen Austausch zur Wildnis steht, kommt mir da. Manchmal habe ich sogar die Idee, dass der Amazonas deshalb so reich in seiner Artenvielfalt ist, eben weil dort so viele Menschen lebten. Also Menschen, die innerhalb ihres Lebensraumes die eigentliche menschliche Rolle im Ökosystem Erde eingenommen haben, indem sie jene kreative Zerstörung und Fragmentierung, die durch Nutzung von Feuer und Erde entsteht, mitfühlend einsetzten, Inselnischen im Wald geschaffen haben und dadurch das bestehende lebendige System vervielfältigten und diversifizierten, somit stabile Lebensräume schufen, die sicherlich üppiger, ja auch schöner waren als je zuvor. Die herausragende Bedeutung von Vielfalt wurde unter anderem durch das „Jena Experiment“ belegt. In Grasland-Ökosystemen tritt ab 16 vorkommender Arten ein „Komplementaritätseffekt“ auf, der es stabiler und weitaus produktiver macht. 2) 3)

Franz Schweinberger

Quellen: Map of Terra Preta  1) Die Bio Schwarzerde  2) Experimentelle Bidoverstitätsfo  3) Landwirtschaft begann im Amazonas

Sankofa

Der aktuelle Krieg im Osten Europas hat es uns wieder deutlich gemacht; die Ukraine ist einer der grössten Weizenproduzenten der Welt – und wir erinnern uns an den Geografie-Unterricht, wo wir lernten, dass die fruchtbarsten Erden Schwarzerden sind, und dass es in der Ukraine ganz viel von dieser gibt. Googelt man «Schwarzerde-Vorkommen», so finden sich diese ausschliesslich auf der nördlichen Halbkugel. Gibt man jedoch das brasilianische Wort für Schwarzerde, «Terra Preta» ein, dann sieht es ganz anders aus, da ist Brasilien an vorderster Stelle.

Was ist der Unterschied? Eigentlich keiner. Schwarzerde ist ein natürliches Vorkommen, welches sowohl in der Ukraine wie in Amazonien von Menschen pyrotechnisch bewirtschaftet wurden, um deren Fruchtbarkeit zu vergrössern. Im Amazonasbecken, das wie andere Tropenregionen aus magerer Roterde besteht, wurden 1978 ausgedehnte Gebiete mit fruchtbarster Schwarzerde entdeckt (Eije Erich Pabst). Die Analyse zeigte eine Komposition aus Küchenabfällen, Exkrementen, Tonscherben und Pflanzenkohle, womit klar war, dass es sich um eine absichtlich hergestellte Erde handelte. Man nannte diese Erde «Terra Preta do Indio».

Wer von Sao Paulo auf der BR 381 Richtung Norden fährt, der kommt an der Ortschaft „Terra Preta“ vorbei. Auf der Tafel liesst man „Saida“ (Ausfahrt) und «Retorno» (Kehrtwendung). Auf amerikanischen Highways würde das heissen «Exit» und «U-turn».

Das hat aber nichts mit Otto Schramers «Theorie U» zu tun, die aus der Zukunft heraus das Gegenwärtige bewältigen will, sondern mit Hans-Peter Schmidts Theorie C (c-turn), der Lehre vom Kohlenstoff, der Zirkularität und des Regenerativen. Und der Rolle des Pyrolyse-Feuers bei der Bewältigung der Klimakrise. Hans-Peter Schmidt prägte dazu den Satz einer „archaischen Zukunftsforschung am offenen Feuer». Das klingt ganz wie der afrikanische Sankofa-Vogel, der davon singt, dass «die Zukunft in der Vergangenheit liegt»

  Sankofa Song

Der Klimawandel kommt dadurch zustande, dass Kohle, Erdöl und Erdgas aus fossilen Lagerstätten entzogen und verbrannt wurden. Der im Boden gespeicherte Kohlenstoff wurde dadurch zu CO2 in der Atmosphäre. Um den Klimawandel rückgängig zu machen, muss all das CO2 aus dem verbrannten Erdöl, Erdgas und Kohle wieder aus der Atmosphäre entzogen werden, wieder in eine stabile Form von Kohlenstoff umgewandelt werden und wieder in den Boden, d.h. in alte Lagerstätten oder über Sekundärnutzungen in Materialien oder als Terra Preta in landwirtschaftliche Böden eingebracht und dort für Jahrtausende gespeichert werden.

«Zurück in den Stollen» ist denn auch der Titel des Vortrags von Hans-Peter Schmidt, Co-Autor des Buches Terra Preta am kommenden Pflanzenkohlensymposium, das gleichzeitig mit dem Cholefestival vom 2. – 4. September in Beatenberg stattfinden wird und wo am Sonntag dem 4. September auch der «Dia da Terra Preta», (Tag von Terra Preta) mit brasilianischer Musik und Essen gefeiert werden soll.

Bis dahin wird hier zum Thema Terra Preta wöchentlich ein Beitrag erscheinen. Beitragseinsendungen sind erwünscht.

Chole-z’Mittag

„Was für eine schöne Idee und die Älplermaggaronen schmecken wunderbar.“

Das ruft mir eine einheimische Beatenbergerin mit einem Strahlen im Gesicht zu. Ich drücke ihr das Chole-Säckli als Geschenk in die Finger und erzähle nicht weniger strahlend vom Kohlenkreislauf.„Die Kohle in diesem Säckli entsteht während dem Kochen der Älpermaggaronen. Wenn mein Kochherd, der Pyrolyseofen ausgebrannt ist, lösche ich die Glut mit Wasser und das was übrig bleibt, ist beinahe reiner Kohlenstoff. Die pulverisierte Pflanzenkohle kannst Du fingerbreit am Boden deines Kompostkübelis einstreuen. Der Kompost stinkt und schimmelt nicht mehr und die Kohle nimmt die Nährstoffe und verbessert so die Qualität des Humus. Somit wachsen die Zwiebeln in deinem Garten besser und ein Kreislauf schliesst sich. Und das Beste am Ganzen: dadurch dass der Kohlenstoff im Boden bleibt und nicht als CO2 in die Luft raus geht, tust Du etwas fürs Klima.“

Ich bin mir nicht sicher, ob sie alles verstanden hat, was ich ihr erklärt habe. Aber sie blickt neugierig drein und verspricht, dass sie das ausprobieren will.

Und sie komme wieder vorbei. Zum Älplermaggaronen-Schmaus und um noch mehr über regenerative Kreisläufe zu erfahren.

Jeden Mittwoch Mittag ab 12 Uhr im Burgfeld-Bistro Beatenberg.

 

Pyrocooking in Interlaken

  Christian Mulle füllt die Pellets ein

Der erste Ofen wird entzündet

Der Chantico-Ofen brennt

Und auch die CarbonQueen

Und zuletzt der PyroCook

Christian Aemmer zeigt sein Carbon Alphorn

Los gehts

Schon ist es ein Zweiklang

Der erste Pyrolyse-Chäsbrätel der Welt

Und ein schönes Fladenbrot

Jetzt kommt der Glühwein

Anstossen mit Doro, Lilian und Christine

Die indische Familie staunt: Popkorn for free

Hände wärmen am Pellets-Heizstrahler

Gespräch mit den Energie-Ingenieuren

Die letzten Flammen

Das Holz von der CarbonQueen ist verkohlt

Tizian vom „Formraum“ betreibt Werkspionage

 

Hier noch ein Film-Clip vom schönen Jubiläums-Anlass des Swiss Mountain Market

 

 

 

 

 

 

KlimaKohleHoffnung

Dieses Video wurde gestaltet, um für das Anliegen der Klimawende mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung in der Öffentlichkeit zu bekommen. Damit diese gelingt müssen wir Kohlenstoff aus der Luft holen. Wir brauchen sogenannte Kohlenstoffsenken wie bspw. Pflanzenkohle. Der deutsche Pflanzenkohlenverband hat das Video zum Teilen, Aufklären und Schmunzeln zur Verfügung gestellt. Auf der dazugehörigen Webseite https://klimakohlehoffnung.org gibt es weiterführende Informationen und konkrete Handlungspläne zum einfachen Loslegen.

Gedanken zum Cholefestival

Gedanken zum Cholefestival, verfasst von Andreas Rähmi aus Beatenberg.
Wir danken herzlich für den Text.

Chole-Festival 21./22. August 2021 in Beatenberg

Heute, 22.08., Sonntagnachmittag, die Organisatoren waren bereits beim Abbau der Stände und Zelte, spielte eine grössere Kinderschar auf dem Hüpfkissen neben dem Festival-Gelände. Ein schon einige Zeit andauerndes spontan organisiertes Spiel war im Gang. Die Kinder, grössere und jüngere, standen auf dem Kissen in einem weiten Kreis. Alle zusammen zählten auf Drei. Dann sprangen alle ziemlich gleichzeitig hoch und landeten ebenso ziemlich gleichzeitig wieder auf dem Kissen. Das bewirkte einen gemeinsam erzeugten Pusch in der Mitte des Kreises. Das Kind, das dort Platz nehmen durfte, «spickte» es in ziemliche Höhe und es freute sich offensichtlich, ich konnte es hören. Nein, nicht dieses eine Kind hörte ich, die ganze Kinderschar jauchzte vor Vergnügen über die Freude des Einen in der Mitte. – Was hat das mit dem Chole-Festival zu tun? Ausser, dass dieses Kinder-Spass am Chole-Festival stattfand, nicht viel. Aber, dieser Kinderplausch, an welchen wahrscheinlich auch Kinder von Beatenberger Gästen teilnahmen, dünkt mich ein Bild von der Stimmung, die ich seit gestern und heute empfand: Gemeinsame Wertvermehrung durch gemeinsames Engagement für die Gemeinschaft. Bezeichnend war es, dass am Samstag viele am Inferno waren. Viele Beatenbergerinnen und Beatenberger hingegen waren am Festival dabei, das fägte!

Während einige der Gäste den künstlerischen Darbietungen beiwohnten, andere die feinen Cholenarien schmeckten und danach den Espresso vom Pyrolyseofen genossen, waren die dritten in eifrige Gespräche vertieft über die cholerne Vergangenheit und Zukunft von Beatenberg. Das Festival eben hier in Beatenberg, hat dieses Motiv. Selber konnte ich an einigen Gesprächen dabei sein und merken, da sind Leute die mehr als Begeisterung haben für ein uraltes neu entdecktes natürliches Wundermittel. Da sprechen Leute, die dem Klimawandel etwas Klimawandelndes entgegenzusetzen haben! Die Anwendbarkeit von Chole, im Besonderen pyrolytisch erzeugte Pflanzenkohle (sauerstoffarm verkohltes Holz), ist nicht bloss auf die Erzeugung von Licht und Wärme beschränkt, wie das zu Zeiten des Kohleabbaus aus Beatenbergs Hängen war und heute fürs Grillieren ist. Pflanzenkohle ist in der landwirtschaftlichen Tierhaltung, im Feld- und Gemüsebau und nicht zuletzt auch im privaten Garten einsetzbar. Im Stall sammelt sie aus den Fäkalien die für den Boden wertvollen Elemente, nebenbei bindet sie üble Gerüche, und als Beigabe zum Futter stützt sie die Gesundheit der Tiere. In den Boden gebracht, gibt sie dosiert die aufgenommenen Elemente ab, hält die Böden feucht und fördert das mikrobiotische Bodenklima, was sich auf Qualität und Ertrag der Ernte auswirkt. Im Strassenbau kann pyrolysierter Klärschlamm eingesetzt werden, weil die Giftstoffe verbrannt und die Schwermetalle gebunden sind, dem Substrat jedoch eine Viskosität gibt. Schon die Pyrolyse gibt verwendbare Wärme ab und das Endprodukt, die Kohle, hat, wie gesagt, viele Anwendungsmöglichkeiten, wo sie Rigoroses ermöglicht. Über die verstärkte Belebung von Kompost, Stärkung der Gesundheit von Mensch und Tier, Erweiterung von Kosmetika hinaus, bindet pyrolytische Kohle CO2 in klimaregenerativem Massstab. Für Genaueres konsultiere man Einschlägiges. Regenerativ ist denn auch das neue Wort für das vorletzte: Recycling, das den Abwärtstrend abflacht sowie das letzte: Upcycling, altes zu neuem umwerten, was den Abwärtstrend verlangsamt. Und so heisse denn Bio-Landwirtschaft, die Pflanzenkohle in entsprechender Menge und Anwendung integriert, neu eben Regenerative Landwirtschaft. Regenerative Landwirtschaft stösst die Humusbildung verstärkt an. Dabei können Tiefpflüge umgangen werden, was bedeutet, dass die Landmaschinen an Gewicht abnehmen können, was der Bodenverdichtung entgegenwirkt, weniger an Kraft brauchen, was den Dieselverbrauch drosselt usw. So könnte Bio-Landwirtschaft bald einmal zertifiziert werden nach Bodenvitalität und Humuszunahme, was wohl auch auf die Biodiversität regenerativ wirken könnte.

Warum diese Idee nicht schon lange in aller Länder Munde ist? Ja, das hängt mit der Einfachheit des Stoffes zusammen, der auch dezentral hergestellt werden kann. Hochrechnungen lassen den Schluss zu, dass eine bestimmte Anzahl Pyrolyse-Anlagen weltweit verteilt, den Klimawandel innert nützlicher Frist verändern kann. Ob es ein Geschäft für Multis, also auch für Banken würde? Es will mir den Schnauf nehmen, wenn ich mir all diese Gegenwinde vorstelle. Doch, mir kommt eben das Spiel der Kinder auf dem Hüpfkissen in den Sinn: Es brauchte dazu nur die, die anfangen – aber die brauchts!

Wie war das vor 20 Jahren mit dem Bio? Heute können die Grossverteiler damit werben … . Klar, auch das bringt Schwierigkeiten mit sich, wie alles, was eine gewisse Grösse übersteigt. Hörte man am Samstag  21.08. jenen Jungbauer sprechen, der in seinem Hof eine Pyrolyse betreibt, mit der Wärme den Hof und mehrere Wohnhäuser beheizt und mit der Kohle seine Tiere gesund hält und in seinen Feldern Humus regeneriert und mit dem Ertragswert auch die Investitionen amortisieren kann, oderHäuser heizt und mit der Kohle den Stallmist aufwertet und über diesen den Humis auf seinen Feldern schauen wir nach Noflen in Thuns Umgebung, wo ein Bio-Gemüsebauer regenerativ Gemüse anbaut und es auch in der Stadt verkauft. Es gibt sie schon, die „Kinder auf dem Hüpfkissen“. Und jeder ist eingeladen mitzumachen. Auch Gemeinden können z.B. eine pyrolytische Zentralheizung bauen und betreiben. Ein Berater dieser Klientel war am Samstag in der «Fishbowl» (Zimmeraquarium), wie die Veranstalter und Mario Grossniklaus, der einige Cholevative moderierte, dieses Setting nennt. Auch mit diesem Berater habe ich heute Sonntag sprechen können. Es war ein Gespräch, das mich einbezog, kein Monolog. Ebenso der andere aus dem „Aquarium“, der einen Pyrolyten dabei hatte: ein kleiner Speiseträger, den er mit Vegetabilen aus der Speisezubereitung füllte, zudeckelte, sauerstoffverarmt, in den Ofen neben das Feuer stellte und so seinen Kohlenbedarf für Haushalt, Garten usw. herstellt. Oder jener, der Neophyten mäht, vor Ort häuft, mit EM (Effektive Mikroorganismen) besprüht, dann mit Kohle bestreut und luftdicht abdeckt. Nach verhältnismässig wenigen Tagen findet er unter der Decke einen wohlriechenden Kompost in welchem durch die entstandene Hitze alle Samen keimtot wurden und den er an Ort und Stelle wieder einarbeitet. Regenerative Neophytenbekämpfung: Anstelle die „Fremdlinge“ klimabelastend in die Kehrichtverbrennung zu fahren, werden die Pflanzen als C02 -„Bindlinge“ dem Boden wieder zugeführt. Man sprach an den Info-Ständen auch über Terra preta, Bokashi und ähnliche Themen.

Dass das Festival-OK sich nicht nur «Die Kohle», sondern geradezu «Den Bewusstseinswandel» auf die Fahne schrieb, zeigte sich u.a. daran, dass sie für diesen Anlass eine eigene Währung einführte, die «C» (Chole). Klar, mit «C» kann man heute keine Steuern zahlen. Jedoch die Idee, z.B. einer «Lokalwährung Berner Oberland», die «Ermöglicher» ist und bleibt, anstossen. Statuten einer solche Währung können Innovationen wie z.B. jene des erwähnten Bauern begünstigen und Spekulationen mit «C» verhindern. Diese Idee könnte durch die Kreation «C» in Beatenberg bewegt werden. Warum sollte Beatenberg nicht auch dafür einen Hot-Spot-Platz geben, vorerst mal für die Idee? Den Zudienenden dieses Festivals sage ich danke, es war wunderschön! Dem OK-Chole-Festival winde ich für den Strauss von Zukunftsimpulsen ein biodiverses, regeneratives Kränzchen!

Bedenkt man, dass dieser Anlass jener war, der der Vergangenheit der Beatenberger Kohle gewidmet war, so kann man sich freuen auf die folgenden Anlässe: der nächste sei gewidmet der aktuellen Anwendung der Pyrolyse und der dritte der Verbreitung dieser klimaregenerativen Technologie usw. Mir scheint, Beatenberg möchte zum Hot Spot werden für dieses neu entfachte Feuer. Ich freue mich auf die Kinder. Gestern zeigten sie spontan, was die Erwachsenen taten – wissen die, dass wir (Erwachsenen) die Welt von ihnen leihen?

Mögen wir hüpfen. Einmal wird Beatenberg in der Mitte des Kreises sein und jauchzen, wie jenes Kind … . Hüpft, hüpft, pft, t, … .

P.S. Das Logo von c-werk fasst die Pyrolyse zusammen: Das C02 herausholen und einbringen, das heisst C02-neutral.

Carbon-Queen

Medienmitteilung 6. August 2021: «Theater-Flashmob und die Demonstration bildete den Schlusspunkt der Aktionswoche Rise Up for Change 2021. Dutzende Klimaaktivist*innen waren während einer Woche auf der Stadionbrache in Zürich, wo ein Ort des Austausches, der Zusammenkunft und der Diskussion entstand.»

Lorenz de Vallier, der an unserem Chole-Festival die Kochöfen betreiben wird, ist der Betreuer der Stadionbrache. Gestern war ich dort, um einen kleinen Demonstrationsfilm für unsere Köche*innen zu drehen. Lorenz hat mich eingeladen, weil er an diesem Tag den Klimaaktivisten zeigen wollte, wie man mit Pyrolyseöfen klimapositiv kochen kann. Diese Öfen nennen sich „Carbon-Queen“

Die Kohle, die in diesem Kochprozess – sozusagen als Nebenprodukt – übrigblieb, wird Lorenz nach Beatenberg bringen zur weiteren Verwendung als Grillkohle am Festival.

Filmclip

und: am Festival werden auch Pyrolyse-Kochöfen von Stephan Gutzwiller ausgestellt, die erworben werden können.