Licht ins Dunkel

„Wenn wir nachts durch die hellerleuchteten Gassen und Lauben gehen, können wir uns kaum vorstellen, wie finster die Stadt früher einmal war. Höchstens das Finstergässchen erinnert ein wenig an die alten Zeiten, als der Berner Rat sich häufig mit den Folgen der nächtlichen Dunkelheit befassen musste. Leute stolperten und stürzten, es gab zahlreiche Arm- und Beinbrüche und Raubüberfälle von fremdem Gesindel. Wer nach 9 Uhr abends die Gassen ohne Laterne betrat, erhielt eine Gefängnisstrafe, und noch im 18. Jahrhundert mussten sich die vornehmen Damen abends von ihren Dienstmädchen begleiten lassen, die ihnen mit sogenannten Visitenlaternen den Weg durch die dunklen Lauben zündeten“

„Gestern Abend hat man zum ersten Mal versuchsweise das Gas „losgelassen“. Vom Zeitglockenturm bis zur Nydegggasse war alles blendend hell erleuchtet, aber es verbreitete sich überall ein Kadavergestank. Man glaubt in einigen Tagen die ganze Stadt beleuchten zu können“. Nachdem an verschiedenen Stellen undichte Leitungen geflickt worden waren, glückte am 25. April 1843 endlich die Sensation jener Jahre: Bern – als erste Schweizer Stadt war hell erleuchtet“*

Dass es die Kohle, welche die Stadt Bern zum Leuchten brachte,  aus dem Berner Oberland, unter anderem aus Beatenberg stammt, wird in diesen Erzählungen nicht erwähnt. Die Ferrger, welche am Niederhorn in den Stollen schufteten, und die Schlittner, die auf dem „Kohlenschleef“ nach dem Transport der Kohle zum Thunersee die gebuckelten Holzschlitten wieder den Berg hinauf stemmten – keine Beachtung wert. Das Projekt C-Werk will das ändern und jenen Ungewürdigten einen sichtbaren Platz in der Geschichte verschaffen.

Am Pilgerpfad zur Beatushöhle, auf welchem Bundesrätin Sommaruga am 26. Juli mit ihrer Erst-Augustwanderung den alten Kohlenschleef kreuzte, wurde eine Erinnerungstafel angebracht. Sie durfte dort zwar nur kurzfristig hängen, weil es eigentlich der Platz einer anderen Tafel ist, eine Infotafel zum Heartbeattrail, welcher am 29. Juli eingeweiht wird und welcher in seiner Linienführung dem alten Kohlenschleef folgt.

Annekdoten aus jener Zeit werden am Chole-Festival vom 21./22. August in Beatenberg erzählt von Ueli Wenger, Rainer Kündig und Sabina Fischer.

*Aus Berner Gassen: Eduard Rieben, Barbara Traber

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