Gedanken zum Cholefestival
Gedanken zum Cholefestival, verfasst von Andreas Rähmi aus Beatenberg.
Wir danken herzlich für den Text.
Chole-Festival 21./22. August 2021 in Beatenberg
Heute, 22.08., Sonntagnachmittag, die Organisatoren waren bereits beim Abbau der Stände und Zelte, spielte eine grössere Kinderschar auf dem Hüpfkissen neben dem Festival-Gelände. Ein schon einige Zeit andauerndes spontan organisiertes Spiel war im Gang. Die Kinder, grössere und jüngere, standen auf dem Kissen in einem weiten Kreis. Alle zusammen zählten auf Drei. Dann sprangen alle ziemlich gleichzeitig hoch und landeten ebenso ziemlich gleichzeitig wieder auf dem Kissen. Das bewirkte einen gemeinsam erzeugten Pusch in der Mitte des Kreises. Das Kind, das dort Platz nehmen durfte, «spickte» es in ziemliche Höhe und es freute sich offensichtlich, ich konnte es hören. Nein, nicht dieses eine Kind hörte ich, die ganze Kinderschar jauchzte vor Vergnügen über die Freude des Einen in der Mitte. – Was hat das mit dem Chole-Festival zu tun? Ausser, dass dieses Kinder-Spass am Chole-Festival stattfand, nicht viel. Aber, dieser Kinderplausch, an welchen wahrscheinlich auch Kinder von Beatenberger Gästen teilnahmen, dünkt mich ein Bild von der Stimmung, die ich seit gestern und heute empfand: Gemeinsame Wertvermehrung durch gemeinsames Engagement für die Gemeinschaft. Bezeichnend war es, dass am Samstag viele am Inferno waren. Viele Beatenbergerinnen und Beatenberger hingegen waren am Festival dabei, das fägte!
Während einige der Gäste den künstlerischen Darbietungen beiwohnten, andere die feinen Cholenarien schmeckten und danach den Espresso vom Pyrolyseofen genossen, waren die dritten in eifrige Gespräche vertieft über die cholerne Vergangenheit und Zukunft von Beatenberg. Das Festival eben hier in Beatenberg, hat dieses Motiv. Selber konnte ich an einigen Gesprächen dabei sein und merken, da sind Leute die mehr als Begeisterung haben für ein uraltes neu entdecktes natürliches Wundermittel. Da sprechen Leute, die dem Klimawandel etwas Klimawandelndes entgegenzusetzen haben! Die Anwendbarkeit von Chole, im Besonderen pyrolytisch erzeugte Pflanzenkohle (sauerstoffarm verkohltes Holz), ist nicht bloss auf die Erzeugung von Licht und Wärme beschränkt, wie das zu Zeiten des Kohleabbaus aus Beatenbergs Hängen war und heute fürs Grillieren ist. Pflanzenkohle ist in der landwirtschaftlichen Tierhaltung, im Feld- und Gemüsebau und nicht zuletzt auch im privaten Garten einsetzbar. Im Stall sammelt sie aus den Fäkalien die für den Boden wertvollen Elemente, nebenbei bindet sie üble Gerüche, und als Beigabe zum Futter stützt sie die Gesundheit der Tiere. In den Boden gebracht, gibt sie dosiert die aufgenommenen Elemente ab, hält die Böden feucht und fördert das mikrobiotische Bodenklima, was sich auf Qualität und Ertrag der Ernte auswirkt. Im Strassenbau kann pyrolysierter Klärschlamm eingesetzt werden, weil die Giftstoffe verbrannt und die Schwermetalle gebunden sind, dem Substrat jedoch eine Viskosität gibt. Schon die Pyrolyse gibt verwendbare Wärme ab und das Endprodukt, die Kohle, hat, wie gesagt, viele Anwendungsmöglichkeiten, wo sie Rigoroses ermöglicht. Über die verstärkte Belebung von Kompost, Stärkung der Gesundheit von Mensch und Tier, Erweiterung von Kosmetika hinaus, bindet pyrolytische Kohle CO2 in klimaregenerativem Massstab. Für Genaueres konsultiere man Einschlägiges. Regenerativ ist denn auch das neue Wort für das vorletzte: Recycling, das den Abwärtstrend abflacht sowie das letzte: Upcycling, altes zu neuem umwerten, was den Abwärtstrend verlangsamt. Und so heisse denn Bio-Landwirtschaft, die Pflanzenkohle in entsprechender Menge und Anwendung integriert, neu eben Regenerative Landwirtschaft. Regenerative Landwirtschaft stösst die Humusbildung verstärkt an. Dabei können Tiefpflüge umgangen werden, was bedeutet, dass die Landmaschinen an Gewicht abnehmen können, was der Bodenverdichtung entgegenwirkt, weniger an Kraft brauchen, was den Dieselverbrauch drosselt usw. So könnte Bio-Landwirtschaft bald einmal zertifiziert werden nach Bodenvitalität und Humuszunahme, was wohl auch auf die Biodiversität regenerativ wirken könnte.
Warum diese Idee nicht schon lange in aller Länder Munde ist? Ja, das hängt mit der Einfachheit des Stoffes zusammen, der auch dezentral hergestellt werden kann. Hochrechnungen lassen den Schluss zu, dass eine bestimmte Anzahl Pyrolyse-Anlagen weltweit verteilt, den Klimawandel innert nützlicher Frist verändern kann. Ob es ein Geschäft für Multis, also auch für Banken würde? Es will mir den Schnauf nehmen, wenn ich mir all diese Gegenwinde vorstelle. Doch, mir kommt eben das Spiel der Kinder auf dem Hüpfkissen in den Sinn: Es brauchte dazu nur die, die anfangen – aber die brauchts!
Wie war das vor 20 Jahren mit dem Bio? Heute können die Grossverteiler damit werben … . Klar, auch das bringt Schwierigkeiten mit sich, wie alles, was eine gewisse Grösse übersteigt. Hörte man am Samstag 21.08. jenen Jungbauer sprechen, der in seinem Hof eine Pyrolyse betreibt, mit der Wärme den Hof und mehrere Wohnhäuser beheizt und mit der Kohle seine Tiere gesund hält und in seinen Feldern Humus regeneriert und mit dem Ertragswert auch die Investitionen amortisieren kann, oderHäuser heizt und mit der Kohle den Stallmist aufwertet und über diesen den Humis auf seinen Feldern schauen wir nach Noflen in Thuns Umgebung, wo ein Bio-Gemüsebauer regenerativ Gemüse anbaut und es auch in der Stadt verkauft. Es gibt sie schon, die „Kinder auf dem Hüpfkissen“. Und jeder ist eingeladen mitzumachen. Auch Gemeinden können z.B. eine pyrolytische Zentralheizung bauen und betreiben. Ein Berater dieser Klientel war am Samstag in der «Fishbowl» (Zimmeraquarium), wie die Veranstalter und Mario Grossniklaus, der einige Cholevative moderierte, dieses Setting nennt. Auch mit diesem Berater habe ich heute Sonntag sprechen können. Es war ein Gespräch, das mich einbezog, kein Monolog. Ebenso der andere aus dem „Aquarium“, der einen Pyrolyten dabei hatte: ein kleiner Speiseträger, den er mit Vegetabilen aus der Speisezubereitung füllte, zudeckelte, sauerstoffverarmt, in den Ofen neben das Feuer stellte und so seinen Kohlenbedarf für Haushalt, Garten usw. herstellt. Oder jener, der Neophyten mäht, vor Ort häuft, mit EM (Effektive Mikroorganismen) besprüht, dann mit Kohle bestreut und luftdicht abdeckt. Nach verhältnismässig wenigen Tagen findet er unter der Decke einen wohlriechenden Kompost in welchem durch die entstandene Hitze alle Samen keimtot wurden und den er an Ort und Stelle wieder einarbeitet. Regenerative Neophytenbekämpfung: Anstelle die „Fremdlinge“ klimabelastend in die Kehrichtverbrennung zu fahren, werden die Pflanzen als C02 -„Bindlinge“ dem Boden wieder zugeführt. Man sprach an den Info-Ständen auch über Terra preta, Bokashi und ähnliche Themen.
Dass das Festival-OK sich nicht nur «Die Kohle», sondern geradezu «Den Bewusstseinswandel» auf die Fahne schrieb, zeigte sich u.a. daran, dass sie für diesen Anlass eine eigene Währung einführte, die «C» (Chole). Klar, mit «C» kann man heute keine Steuern zahlen. Jedoch die Idee, z.B. einer «Lokalwährung Berner Oberland», die «Ermöglicher» ist und bleibt, anstossen. Statuten einer solche Währung können Innovationen wie z.B. jene des erwähnten Bauern begünstigen und Spekulationen mit «C» verhindern. Diese Idee könnte durch die Kreation «C» in Beatenberg bewegt werden. Warum sollte Beatenberg nicht auch dafür einen Hot-Spot-Platz geben, vorerst mal für die Idee? Den Zudienenden dieses Festivals sage ich danke, es war wunderschön! Dem OK-Chole-Festival winde ich für den Strauss von Zukunftsimpulsen ein biodiverses, regeneratives Kränzchen!
Bedenkt man, dass dieser Anlass jener war, der der Vergangenheit der Beatenberger Kohle gewidmet war, so kann man sich freuen auf die folgenden Anlässe: der nächste sei gewidmet der aktuellen Anwendung der Pyrolyse und der dritte der Verbreitung dieser klimaregenerativen Technologie usw. Mir scheint, Beatenberg möchte zum Hot Spot werden für dieses neu entfachte Feuer. Ich freue mich auf die Kinder. Gestern zeigten sie spontan, was die Erwachsenen taten – wissen die, dass wir (Erwachsenen) die Welt von ihnen leihen?
Mögen wir hüpfen. Einmal wird Beatenberg in der Mitte des Kreises sein und jauchzen, wie jenes Kind … . Hüpft, hüpft, pft, t, … .
P.S. Das Logo von c-werk fasst die Pyrolyse zusammen: Das C02 herausholen und einbringen, das heisst C02-neutral.
Was für ein wunderbarer Text!
Ganz herzlichen Dank Andreas Rähmi.